Auf Tour mit dem Swiss Ranger
Wenn Kurt Walser über die Natur spricht, hat man das Gefühl, ein Bilderbuch durchzublättern. Das widerstandsfähige Fell des Steinbocks kann man förmlich spüren, sich die faszinierende Geburt einer Schlange aus heiterem Himmel vorstellen und das Licht durch die Zacken des Tannenzapfens schimmern sehen. Walsers bildhafte Sprache und treffende Vergleiche sind es wohl, die regelmässig zahlreiche Menschen an die Wildbeobachtungstouren ins einzigartige Weisstannental locken, wo er nicht nur arbeitet, sondern auch lebt. Seit vier Jahren weiht er die Leute als Swiss Ranger in die Geheimnisse der Natur ein.
Mensch und Natur zusammenbringen
Als Swiss Ranger ist es seine Aufgabe, die Natur zu fördern, ökologische Zusammenhänge verständlich zu machen und Menschen mit der Natur in Einklang zu bringen. In einer Zeit, in der das Verständnis für die Natur und ihre Bedürfnisse stetig abnimmt, ist das eine verantwortungsvolle Aufgabe. «Ich will mein Wissen teilen und die Leute darauf hinweisen, wie zerbrechlich die Natur ist», antwortet er auf die Frage nach seinen Beweggründen für diesen Beruf.
Für Unbekanntes begeistern
Besonders wichtig sei es ihm, Kindern etwas mit auf den Weg zu geben: «Sie tragen eine Verantwortung für die Zukunft, sie sind die Zukunft.» Überhaupt bereite ihm die Arbeit mit Kindern Freude. Es brauche nicht viel, die Begeisterung für die Natur komme wie von selbst. Sie scheuten auch nicht davor zurück, ihm Löcher in den Bauch zu fragen. «Hast du schon einmal ein Reh gesehen?», «Wie entstehen Schneckenhäuser?» oder «Warum haben Tannenzapfen diese Form?» sind nur einige davon. Walser erzähle viel während seinen Touren. «Ich spüre, was die Menschen interessiert», sagt er und fügt an «aber ich versuche auch immer, sie für Neues zu begeistern.» Damit meint er zum Beispiel die weniger populären Tiere. «Nicht nur grosse, schöne Tiere wie Steinböcke sind spannend. Auch ganz kleine Tierchen wie Schlagen oder Insekten können faszinieren.»
Erste Steinböcke der Schweiz
Besonders spannend sind die Steinböcke im Weisstannental, weil sie die ersten waren. Als die Menschen den Steinbock in weiten Teilen der Alpen durch Jagd und Wilderei ausrotteten, überlebten die einzigen Steinböcke am Gran Paradiso in Italien. Es dauerte eine Weile, bis die Schweiz ihr Tier von nationaler Bedeutung zurückhatte. Im Weisstannental, wo heute gerade einmal 300 Menschen leben, wurden erst am 8. Mai 1911 schweizweit die ersten fünf Steinböcke ausgewildert.
Wellen geben den Ton an
Walser spricht auch über dahinschmelzende Gletscher, Littering – und Wellen: «Die Welt und das Leben, alles besteht aus Wellenbewegungen. Schwankungen in der Natur sind ganz normal.» Dass die Gletscher zurück gingen, sei tragisch, erklärt er. Dafür ginge es vielleicht in einem anderen Bereich der Umwelt aufwärts. Besser statt der Faust im Sack sei in jeden Fall, selbst aktiv zu werden. «Ich sammle auf den Touren auch Abfall zusammen. Die Leute sehen es und es gibt einen Denkanstoss.» Er zeigt auch Alternativen auf: Von Zürich etwa müsse man gar nicht weit reisen, um Ferien zu machen. Das versteckte Weisstannental bietet ein Naturspektakel nach dem anderen: fünf spektakuläre Wasserfälle mit Weltnaturerbe-Charakter, ein weitläufiges Wandergebiet und eine grosse Wahrscheinlichkeit, auf Gämse, Hirsche oder Steinböcke zu treffen.
Natur hat eigene Gesetze
Dass die Natur nicht nur wunderschön, sondern auch brutal sein kann, gehört laut Walser auch zu den Wellenbewegungen: Er habe beobachtet, wie eine Gemse von einem Schneebrett erfasst worden sei. Die Kitze hätten ihre Mutter verloren und seien völlig verloren dagestanden. Laut Wellen-Theorie muss nach jedem Tief ein Hoch kommen. Und so war es auch: Ein anderes Mal habe Walser gesehen, wie ein Gems-Kitz auf die Welt gekommen sei. «Ich dachte an die Kitze, die ihre Mutter unter dem Schneebrett verloren haben. Zu sehen, wie nun neues Leben entsteht, tat sehr gut.»
Mit dem Swiss Ranger ins Weisstannental
Auch du kannst gemeinsam mit dem Swiss Ranger die wilde Natur des Weisstannentals erkunden. Nimm an seiner Wildbeobachtungstour teil und begegne mit etwas Glück Reh, Hirsch oder gar Steinbock.