Der junge Koch und der See

Wie Carlo Gassner in Quinten die «Seehus»-Tradition weiterführt

Carlo auf dem Walensee

Die andere Seite des Sees

An Ostern füllt sich Quinten mit Leben. Dann steuern auch die grossen Walenseeschiffe wieder das kleine Weindörfchen am Nordufer des Walensee an. Jetzt beginnt auch die Saison für Carlo Gassner und sein «Seehus»-Team. Zusammen mit der «Schifflände» ist das Ausflugsrestaurant direkt am Wasser der Ankerpunkt für hungrige und durstige Quinten-Touristen. Wer nach Quinten will, gelangt entweder über das Wasser oder auf den Wanderwegen in das kleine Dörfchen. Kein Auto stört hier die Ruhe.

Carlo in der Küche

Alltag am Wasser

Was für seine Gäste so speziell ist, ist für Carlo Gassner seit seiner Kindheit Alltag. Der junge Gastgeber ist in Quinten aufgewachsen, seine Eltern führten das «Seehus» über Jahrzehnte hinweg. Zur Schule nach Murg ging es mit dem Kursschiff. Auch heute fährt Carlo Gassner jeden Tag über den Walensee, in dessen glasklarem Wasser sich an schönen Sommermorgen die Churfirsten spiegeln. Mit dem eigenen Schiff holt er frische Waren für seine Küche. Sie ist bekannt - wie könnte es an diesem Ort anders sein - für hervorragenden Fisch.

Das Schiff gibt den Takt vor

Wir treffen Carlo am Hafen Unterterzen mit seinem rot-weissen Leuchtturm. Um halbacht steht die heutige Lieferung schon am Quai. Carlo legt mit dem Boot an und trägt die grünen Kisten voller Thurgauer Gemüse in den geräumigen Bug.

Das robuste, hochseetaugliche Aluminiumboot mit der geschlossenen Kabine hat Carlo in Holland bauen lassen. Der Rumpf ist unsinkbar und ermöglicht dank der hohen Bordwand und der geschlossenen Kabine eine sichere Überfahrt auch bei Wind und Wellen. Und die können auf dem Walensee ziemlich ungemütlich werden, vor allem bei Föhn. Selber hat Carlo noch nie eine gefährliche Situation erlebt. Es kommt allerdings immer wieder vor, dass er Leute aus Seenot retten muss, zum Beispiel Gummibötli oder Surfer.

Schiff-Lift und Lebensplanung

Mit dem 100-PS-Aussenborder dauert die Überfahrt nach Quinten etwa fünf Minuten. Das Seehus liegt direkt am Wasser und hat seinen eigenen Schiffssteg. Für die Anlieferung haben die Gassners eine raffinierte Lösung gefunden. Das Boot wird auf einer Art Bahre parkiert. Ein kräftiger Lasten-Lift hebt das drei Tonnen schwere Boot dann samt Kapitän und Ladung auf die Ebene des Kellereingangs. Es bleibt dennoch viel Arbeit, bis alle Zutaten in der Küche landen.

Der Arbeitstag im Seehus hat längst begonnen. Die Angestellten rüsten Gemüse, wischen den Boden und decken die Tische für den Mittag. Auch Carlos Mutter Käthy und sein Vater Thomas helfen weiterhin mit. Sie übernahmen das Restaurant 1982 und machten es weitherum bekannte für gute Fischküche. Carlo kehrte heim und übernahm die Geschäftsleitung, obwohl er das als junger Kochlehrling nie im Sinn gehabt hatte. Damals zog es ihn in die Ferne. Er wollte die Welt sehen. Seine Überlegung war, dass er als gut ausgebildeter Koch überall Geld verdienen konnte. Nach seiner Ausbildung bei Hubertus Real in Vaduz und in renommierten Aroser Hotels, kam Carlo tatsächlich weit herum und kochte zum Beispiel in Neuseeland und Kanada.

Abendstimmung am Walensee

Fisch und Wein

Zurück in der Schweiz gab es dann doch genügend gute Gründe, wieder in Quinten vor Anker zu gehen. Zum Beispiel das Thema Fischküche, denn Carlo ist selbst ein leidenschaftlicher Fischer und Fischfan oder aber Wein. Sein Vater hat ebenfalls mit grosser Leidenschaft einen weitherum bekannten Weinkeller aufgebaut, und zudem bauen am Walensee mehrere sehr talentierte Winzer exzellente Weine an.

Wann ist es in Quinten am schönsten?

Carlo Gassner lächelt und sagt: „Wenn ich ein Böser wäre, würde ich sagen: Sobald das letzte Kursschiff wegfährt. An schönen Tagen ist hier viel los. Quinten ist ein beliebtes Tagesziel. Da geht schon etwas vom Charme und der speziellen Atmosphäre hier verloren. Aber Quinten kann ein sehr stiller und friedlicher Ort sein. Vor allem am frühen Morgen und am Abend oder bei Regenwetter. Persönlich finde ich den Herbst am schönsten. Dann sind die Farben so intensiv und kulinarisch können wir aus dem Vollen schöpfen.“

Quinten

Geheimtipp: Einfach übernachten!

Wer den Zauber von Quinten für sich entdecken will, der sollte sich die Zeit nehmen und ein paar Tage an diesem aussergewöhnlichen Ort verbringen. Heute gibt es mehrere Übernachtungsmöglichkeiten. Die neuste ist das Bed & Breakfast Tremondi mit seinen stilvollen Boutique-Zimmern und der einladenden Terrasse im Herz des Dorfes. Geschichtsträchtig ist das Kubli-Haus etwas auf ausserhalb. Weiter gibt es Ferienwohnungen und Ferienhäuser. Sie alle sind zu finden auf quinten.ch